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online screening 23.05–5.06.2021

Café Togo

Musquiqui Chihying, Gregor Kasper

2018

3-Channel Video Installation

27’ in Loop

Café Togo nimmt das Engagement für die Umbenennung von Straßennamen mit kolonialer Konnotation im

sogenannten Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding in den Blick. Gemäß dem Berliner Straßengesetz ehrt

jede Straße in der Stadt Berlin die Person, den Ort oder das Ereignis nach der oder dem sie benannt ist. Die

Petersallee, die Lüderitzstra.e und der Nachtigalplatz tragen die Namen von Persönlichkeiten, deren

Biographien das Blut von Opfern des Deutschen Kolonialismus anhaftet – daher ist hier jegliche Ehrung

unangebracht. Nach dem erwähnten Gesetz sollen Straßen umbenannt werden, die nicht dem heutigen

Verständnis von Demokratie und Menschenrechten entsprechen. Café Togo folgt in seinen dokumentarischen wie fiktionalen Teilen den Visionen des Schwarzen Aktivisten Abdel Amine Mohammed, der intensiv an den Prozessen der Straßenumbenennungen mit kolonialen Konnotationen in Berlin beteiligt ist. Sein Hauptanliegen ist die Forderung nach einem Paradigmenwechsel in der staatlichen Symbolpolitik: Weg von der Auszeichnung kolonialer Verbrecher*innen, hin zu einer Ehrung der Opfer und der Widerstands- und Freiheitskämpfer*innen des Deutschen Kolonialregimes. Abdel Amine (Mitglied

der ISD – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) engagiert sich dazu in einem Netzwerk von Initiativen, sowohl aus der Schwarzen Community, als auch anderen zivilgesellschaftlichen NGOs, deren Aktivitäten diesen Wechsel aus einer postkolonialen Perspektive anstreben: Eine multidimensionale Erinnerungspolitik.

Café Togo bezieht sich auf den NS-Propaganda-Film „Carl Peters“ von 1941, der das Leben und die Person

des Kolonialverbrechers Carl Peters verherrlicht, den die Nationalsozialist*innen als einen Pionier ihrer Rassenideologie sahen. Der Film geht dabei Verbindungen von Unterwerfung, rassistischer Stereotype, eurozentrischer Inszenierung und Aneignung nach. Die afrikanischen Szenen wurden auf Ru gen gedreht – dieses Konzept auf Café Togo übertragend, bilden der Kleingartenverein Togo, der bis 2015 noch Dauerkolonie Togo hieß und die Kolonie Klein Afrika Hauptschauplätze im sogenannten Afrikanischen Viertel. Ein symbolisch wichtiger Ort im Viertel ist das Café Fredericks , das einer der weiteren Hauptschauplätze von Café Togo ist. Es hat den Schritt der Umbenennung bereits vollzogen und seinen früheren Namen – Lüderitz-Eck– zu Ehren des Deutsch-Westafrikanischen Widerstands- und Freiheitskämpfers Josef Fredericks II geändert. In Anlehnung daran hat Abdel Amine die Geschichte „With Colonial Love“ verfasst, die das Fundament für Café Togo bildet.

 

Musquiqui Chihying,

geboren in 1985 in Taiwan, ist ein in Taipei und Berlin lebender Künstler und Filmemacher.

http://musquiquiabout.blogspot.com/⁠ 

Gregor Kasper,

geboren in 1986 in Deutschland, ist ein in Berlin lebender Künstler* und Filmemacher*.

http://gregorkasper.de/

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